2011
Über das Wochenende um den Tag der Deutschen Einheit herum haben sich 5 unerschrockene Tiefseetaucher getroffen und unsägliche Strapazen auf sich genommen, um die wilden Steinbrüche im Osten Deutschlands zu erkunden.
Am Freitag, vor dem Tag der Deutschen Einheit, kämpften sich die Taucher im größten Urlaubsverkehr durch kilometerlange Staus dem Osten entgegen, nach ca. 9-stündiger Fahrt erreichte die erste Gruppe mitten in der Nacht die Tauchbasis in Kamenz, wo wir von Joost, dem Basisbetreiber noch freundlich und persönlich empfangen wurden. Es erfolgte eine kurze Einweisung in die Räumlichkeiten, wo uns zu unserer Überraschung keine sächsischen Akzente entgegen schlugen, sondern wo wir von Mitgliedern des Tauchclubs Schorndorf bereits erwartet wurden. Das Lager war schnell bezogen, daraufhin wurden die freundschaftlichen Bande zwischen Korb und Schorndorf bei einigen Gläsern Glühwein vertieft, anschließend sank man müde und erledigt in die Federn.
Mitten in der Nacht, bzw. am frühen Morgen traf dann auch die zweite Gruppe ein und begab sich ebenfalls zur Ruhe. Es wurde gesägt was das Zeug hielt, auch die Luft war am frühen Morgen etwas „abgestanden“. Nach dem Aufstehen erwartete uns bereits sommerliches Wetter und ein erster Blick auf den Steinbruchsee Sparmann in Kamenz machte bereits deutlich, dass es tief, dunkel und sehr kalt werden würde, somit sämtliche Voraussetzungen für spannende und anregende Tauchgänge gegeben sind.
Nach einem guten Frühstück in der Tauchbasis stand daher sofort der erste Tauchgang an, der mit einer kleinen Upps-Situation begann. Einer der Teilnehmer, der nicht namentlich genannt werden soll, ließ zur Einweihung zunächst seine Flosse ins Wasser fallen, sodass eine erste Expedition in Sachen Suchen und Bergen unmittelbar an der ca. 40 m tiefen Einstiegstelle auf dem Programm stand. Zum Glück hatte sich die Flosse in ca. 18 m auf einem Vorsprung verkeilt und war schnell gefunden, der erste Tauchgang zum Bunker konnte damit beginnen. Nach Durchtauchen einer ca. 4 bis 5 m dicken Algenschicht war es stockdunkel, die steilen Wände ringsum und die Algenschicht schluckten sämtliches Licht, sodass ohne Lampe gar nichts zu erkennen war. Zum Glück ist der gesamte Steinbruch von Leinen durchzogen, die einen zum eigentlichen Ziel bringen sollen.
Am Bunker angekommen wurde dann die weiterführende Leine nicht gefunden und man tauchte einfach der nächstbesten Leine nach, was dazu führte, dass man sich dann in Tiefen von ca. 40 m wieder fand, was so eigentlich für den Einführungstauchgang nicht geplant war. Dennoch konnte der erste Tauchgang in Ruhe zu Ende gebracht werden. Die Temperaturen befanden sich irgendwo zwischen 2 und 4 °C, je nach Ausführung des jeweiligen Tauchcomputers, was insbesondere unserem Halbtrockentaucher mächtig zusetzte.
Der Nachmittagstauchgang verlief ähnlich, dunkel, tief und kalt, es wurden die verschiedenen Sehenswürdigkeiten angetaucht, z.B. ein altes Dreirad, eine versenkte Flugzeugtoilette und ähnliche Schmankerl zu denen jeweils Leinen gespannt waren und die dann anhand der Leine mehr oder weniger gefunden werden konnten.
Der erste Tag ging dann mit einem gemütlichen Abendessen in einer Pizzeria zu Ende, danach war noch ein gemütliches Beisammensein vor der Hütte angesagt.
Der zweite Tauchtag begann mit einem early-morning-dive, auch dieser stellte sich gleich als vollständiger Nachttauchgang heraus, zwar war außerhalb des Steinbruchsees die Sonne bereits aufgegangen, aufgrund der steilen Wände schien diese jedoch nicht bis ins tiefe Wasser.
Auch dieser Tauchgang verlief nach dem üblichen Schema, Suchen im Dunkel und Zurückfinden und war kurz vor dem Frühstück zu Ende.
Nach dem Frühstück erfolgte dann der absolute Höhepunkt. Im Sparmann Steinbruchsee befinden sich Störe in einer beachtlichen Größe. Man entschloss sich also die Störe aufzusuchen, zu diesem Zweck wurde spezielles Futter erworben. Unmittelbar am Einstieg halten sich die Störe üblicherweise auf und begrüßen die Taucher neugierig. Das Futter wurde gerne genommen, auch der ein oder andere Taucher wurde angeknabbert und auf Essbarkeit untersucht. Es wurde ein sehr langer und sehr interessanter Tauchgang mit Fütterung der Störe, die die ganze Zeit um uns herum getaucht sind, anschließende Untersuchungen haben dann keine fehlenden Körperteile gezeigt. Nachdem die Störe abgefüttert waren und auch der letzte Rest Pressluft aus der Flasche aufgeatmet war, endete einer der schönsten Tauchgänge des gesamten Wochenendes, ein ganz besonderes Erlebnis.
Am Montag stand dann die Abreise an, man wollte auf dem Heimweg auch noch den Steinbruchsee Horka in Angriff nehmen. Auf vergleichbare Verhältnisse eigestellt fuhren wir zum Horka und was wir dort fanden, war absolut atemberaubend. Klares Wasser, beste Sicht durch den gesamten See, warme Temperaturen sowohl innerhalb als auch außerhalb des Wassers, die kälteste Stelle im See lag bei ca. 12 °C, an der Oberfläche hatte man Temperaturen von zwischen 18 bis 20 °C. Es war einer der lichtdurchflutetsten Tauchgänge außerhalb des roten Meeres mit beinahe vergleichbaren Sichtweiten, der bei allen Tauchern noch lange im Gedächtnis bleiben wird. Auch hier wurde der Pressluftvorrat weitgehend ausgeschöpft und nach einer guten Stunde stieg man ungern aber immer noch begeistert aus dem Wasser. Selbst die steile Treppe vom See zum Umkleideplatz wurde von allen gemeistert. Nach dem Abbau und Verstauen der Ausrüstung stand dann die Heimreise an. Glücklicherweise blieben wir hier vom Stau weitgehend verschont und nach einer ca. 6-stündigen Fahrt erreichten wir wieder das Remstal.
Es war ein schönes, entspanntes, erlebnisreiches Wochenende mit Tauchgängen wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Der wilde Osten ist auf jeden Fall eine Reise wert und hat für jeden etwas zu bieten.
(Jürgen Fuchs)