14. - 28. Juni 2007 Tauchsafari Rotes Meer
Am 14. Juni traten elf Vereinsmitglieder und zwei Gäste die Reise ins Land der Pharaonen an. Doch es war nicht das großartige Kulturerbe Ägyptens das uns lockte, sondern viel mehr eine Tauchsafari im Roten Meer. Ziel waren die vom Massentourismus noch weitgehend verschonten St. John’s Riffe weit im Süden Ägyptens.
Nach vier Stunden Flug und weiteren viereinhalb Stunden Busfahrt erreichten wir schließlich Marsa Alam. Obwohl es schon dunkelte und im Hafen mehrere Schiffe vor Anker lagen, viel uns die “Golden Dolphin II” wegen ihrer Größe sofort ins Auge. Sie sollte für die nächsten 7 Tage unser zu Hause sein. An Bord empfingen uns unsere Guides, Moritz und Hasem, und weitere sieben Tauchbegeisterte. Die Crew sorgte dafür, dass unser Gepäck sicher an Bord gelangte. Wie es sich herausstellte waren unsere Mitreisenden alle deutschsprachig, Deutsche und Österreicher.
Pro Tag waren 4 Tauchgänge geplant. Am ersten Tag verzichteten wir allerdings auf den Nachttauchgang, denn wir wollten auf Empfehlung unserer Guides die St. John’s Riffe möglichst schnell erreichen.
Der Tag auf der Golden Dolphin begann schon sehr früh. Bereits 5:30 holte ein kräftiges Klopfen und ein freundliches aber dennoch lautes “Good Morning” auch den letzten Langschläfer aus seinen Träumen. Vor jedem Tauchgang rief die Schiffsglocke zum Briefing auf dem Zwischendeck.
Das Briefing wurde im Wechsel mal von Moritz und mal von Hasem gehalten. Moritz ist Deutscher, was für die weniger Sprachgewandten unter uns von Vorteil war. Hasem stammt aus Kairo und spricht fließend Englisch. Außerdem versteht er auch Deutsch und spricht sogar ein paar Brocken unserer Sprache. Seit unserem Besuch dürfte auch “Linsespätzle mit Soidewürschtle” zu seinem Wortschatz zählen. Die beiden ergänzten sich bestens und waren für uns nicht nur Guides, sondern auch Apotheker, Übersetzer und erster Ansprechpartner für sonstige Belange.
Direkt nach dem Briefing ging es aufs Taucherdeck zum Anrödeln. Auch hier erwartete uns jede Menge Komfort, denn niemand musste sich allein in den engen Anzug quälen oder sich gar mit dem störrischen Rückenreißverschluss plagen. Auch beim Anlegen der Ausrüstung war sofort eine helfende Hand zur Stelle, so dass man nur noch ins Jacket schlüpfen musste. Überflüssig zu sagen, dass die Flossen nahezu ohne eigenes Zutun an die Füße gelangten. Somit wurde das Tauchen für uns fast nur noch aufs Vergnügen reduziert.
Unter Wasser bot sich uns eine bunte Welt aus Hart- und Softkorallen, Schwärme von Makrelen und Barschen und natürlich die üblichen Riffbewohner wie Clownfische, Blaupunktrochen, Docktorfische, Drachenkopffische, Drückerfische, Moränen, Papageienfische und Rotfeuerfische. Ab und an begegneten uns auch Napoleonfische, Barrakudas, Schildkröten und auch ein Manta war einmal zu sehen. Beim Nachttauchgang bei Wadi Gimal Dahira konnten wir einen Seehasen beobachten. Außerdem gab es hier Strahlenfeuerfische in Massen.
Unter uns gab es einige, die ganz scharf darauf waren Haien zu begegnen. Sie wurden nicht enttäuscht, denn bei fast jedem Tauchgang wurden Weißspitzenriffhaie oder gar Hammerhaie gesichtet. Leider zeigten sich diese scheuen Tiere immer nur für einen Augenblick, so dass pro Tauchgang meist nur wenige von uns ihren Anblick genießen konnten. Meine eindrucksvollste Begegnung mit dieser Tierart war beim Nachttauchgang am Riff Dangerous, wo schon beim Einstieg ein Longimanus seine Runden drehte. Wie es schien betrachtete er gelangweilt die für ihn seltsamen, froschähnlichen Wesen, welche ihn aus großen Augen anstarrten, bevor er in der Dunkelheit verschwand.
Auch unsere Höhlentaucher kamen am Cave Reef und Sha’ab Claude voll auf ihre Kosten. Am Cave Reef musste man sogar eine volle Stunde auf sie warten. Man kann ihnen allerdings keinen Vorwurf machen, denn sie hatten das Zeitlimit von 60 Minuten beim Briefing überhört.
Die Riffe im Süden Ägyptens sind allgemein in gutem Zustand. Nur die Südseite der Riffe war öfters sichtlich beschädigt, da hier in der Vergangenheit geankert oder gar Dynamitfischerei betrieben wurde.
Die Pausen zwischen den Tauchgängen verbrachten wir meist auf dem Zwischendeck mit Lesen und Schlafen oder wir erzählten uns unsere Unterwasserabenteuer. Wer wollte konnte die Nacht auf dem Sonnendeck verbringen und sich im Anblick eines prachtvollen Sternenhimmels sanft ins Reich der Träume wiegen lassen.
Die Crew tat alles, um uns den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Besonders hervorzuheben ist unser Schiffskoch, der uns mit üppigen und wohlschmeckenden Mahlzeiten verwöhnte. Am Sonntagabend wurden wir auf dem Taucherdeck mit Fisch vom Grill überrascht. Anschließend konnte man im beruhigenden Dampf einer Shisha entspannen. Als besonderes Highlight schwamm während des Essens ein Manta in wenigen Metern Entfernung an uns vorbei.
Am Dienstagabend wurde wieder gegrillt. Diesmal gab es Lamm mit vielerlei Beilagen und leckerem Nachtisch. Anschließend wurde zu arabischer Musik getanzt und Selim, der verrückte Zodiakfahrer, mutierte zum Entertainer. Alles in allem ein lustiger Abend. Und damit ging unsere Reise schon dem Ende zu. Am Mittwoch machten wir nur noch zwei Tauchgänge, denn Tags darauf ging es für die meisten schon wieder Richtung Heimat und es hieß schweren Herzens Abschied nehmen.
Sechs von uns hatten noch nicht genug vom Roten Meer und blieben eine Woche länger. Das auserkorene Domizil für diese Zeit war das Utopia Hotel. Die weitläufige Anlage bietet reichlich Platz für zahlreiche Bungalows unterschiedlicher Größe, 5 Swimmingpools mit Rutschen und Sprungbrett und verschiedenen Möglichkeiten zu sportlichen Aktivitäten. Was uns natürlich am meisten interessierte war die Sub-Aqua-Tauchbasis und das Hausriff.
Wir trafen am Donnerstag gegen Mittag ein und verbrachten den Rest des Tages hauptsächlich am Pool. Am Morgen darauf fand die Einführung an der Tauchbasis statt. Dann durften wir endlich wieder unter Wasser.
Das Utopia-Beach-Riff teilt sich in Nord- und Süd-Riff. Im Nord-Riff gibt es eine Lagune in der man nur bei Flut ein- und aussteigen kann. Auf den ersten Blick mutet das Riff wie ein Kindergarten für Riffbewohner an, denn uns begegneten immer wieder Mini- Drachenköpfe, kleine Moränen, handtellergroßen Blaupunktrochen und Gelege von Spanischen Tänzerinnen. Rudi entwickelte sogar einen siebten Sinn für das Auffinden von Spanischen Tänzerinnen. Nicht einmal im Dunkeln unter Riffvorsprüngen waren sie vor seinem Spürsinn sicher.
Einmal sahen wir auch eine Schule von halbwüchsigen Barrakudas, die wie bei einer Militärparade in einem nicht enden wollenden Strom an uns vorbeizogen. Doch auch an ausgewachsenen Exemplaren fehlte es nicht. In versteckten Winkeln konnte man riesige Moränen und auch mal einen großen Igelfisch finden. Kofferfische, Rotfeuerfische und Papageienfische waren praktisch allgegenwärtig. In Seeanemonen wohnten Familien von Clownfischen, die mit Vorliebe Iris’ Maske attackierten. Beim Eintauchen in die Lagune kam uns sogar ein Adlerrochen entgegen. Der hatte wohl vor einer Gruppe Strampel- Taucher Reißaus genommen, die schließlich auch uns die Köpfe malträtierten.
Etwa 10 Minuten Fahrt vom Hafen entfernt findet man die beiden Riffe Erg Lasall und Erg Monika. Sie konnten wir nur nach einer kleinen Rebellion betauchen, doch hat sich das mehr als gelohnt. Zwar wurden wir auf der Fahrt dahin ziemlich durchgeschüttelt, doch konnte dies den Safari-Veteranen nichts weiter anhaben. Erg Lasall hat die Form eines Kegels und in seiner unmittelbaren Umgebung verstreut findet man noch viele kleinere Korallenblöcke. Außerdem überraschte uns der Fischreichtum. So viel Fisch war selbst auf der Safari selten anzutreffen. Auch Erg Monika konnte mit einer Überraschung aufwarten. An der Nordseite des relativ lang gezogenen Riffes konnte man einen regelrechten Teppich von etwa 20 Blaupunktrochen beobachten. Mit unserem Nachttauchgang am Dienstag nahmen wir endgültig Abschied vom Roten Meer.
Unser Dank gilt der Crew der “Golden Dolphin II” und unseren Guides Moritz und Hasem für eine tolle Safari, an die wir uns noch lange erinnern werden. Ebenfalls bedanken wir uns beim Team der Sub-Aqua-Tauchbasis im Utopia-Hotel und besonders bei unserem speziellen Freund Sharky, der stets für uns da war. (Sebastian Metter)